Dem Schweizer Aktienmarkt steht mit den anhaltenden Sorgen rund um den Nahost-Konflikt und einer Welle von Firmenbilanzen wohl erneut eine stürmische Woche bevor mit einem volatilen Kursverlauf. Die krisengeplagten Anlegerinnen und Anleger erhoffen sich vor allem von der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag Signale für eine Entlastung.

Die zentrale Frage ist, ob Notenbank-Chefin Christine Lagarde den Börsen nach zehn Erhöhungen in Folge eine Zinspause gönnt oder mit ihrem strengen monetären Kurs fortfährt. Viele Beobachter gehen davon aus, dass mit dem aktuellen Zinsniveau des im Moment zentralen Einlagensatzes von 4,0 Prozent vorerst der Höhepunkt erreicht ist.

Tatsächlich habe die EZB angesichts der Krise im Nahen Osten wenig Handlungsspielraum, sagt Helaba-Strategin Claudia Windt. Der durch die Angst vor Versorgungsengpässen in die Höhe katapultierte Ölpreis sorge dafür, dass die Inflationsrisiken hoch blieben.

In der ablaufenden Woche rutschte der Swiss Market Index (SMI) auf den tiefsten Stand in diesem Jahr mit einem Wochenverlust von nahezu 5 Prozent. Es war eine rabenschwarze Woche. "Statt eines goldenen Oktobers erleben die Börsenplätze der Welt einen Herbststurm", sagte ein Börsianer gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Tatsächlich notiert der Schweizer Volatilitätsindex VSMI so hoch wie seit März während der Credit-Suisse-Krise nicht mehr. Der Index quantifiziert das erwartete Risiko und die Schwankungsanfälligkeit am Schweizer Aktienmarkt.

Diese Woche haben mit ABB, Schindler, Roche, Nestlé und Sika fünf Blue Chips Zahlen vorgelegt. Vor allem die Kursreaktionen von ABB und der beiden Schwergewichte Nestlé und Roche fielen klar negativ aus. Das ist umso überraschender, als dass gerade die defensiven Schwergewichte in volatilen Zeiten den Markt eigentlich stabilisieren sollten.

Was vielen dieser bisherigen Quartalsberichte gemein ist: Immer mehr Unternehmen sehen ihre Geschäfte durch den starken Franken negativ beeinflusst. Und das könnte sich sogar noch verschlimmern, da die hiesige Währung im aktuellen Umfeld als sicherer Hafen noch weiter zulegt. Das Euro ist zum Franken in diesen Tagen bis auf rekordtiefe Kurse knapp oberhalb der 0,94er Marke abgerutscht.

In der kommenden Woche setzt sich die Berichtssaison fort. Novartis, Logitech, Holcim oder Kühne+Nagel werden ebenso Einblick in ihre Bücher geben wie zahlreiche Vertreter aus den hinteren Reihen. Bei den kleineren Unternehmen überwiegen vor allem Industrieunternehmen wie Huber+Suhner, SIG, Sulzer, Bucher oder Landis+Gyr. Erstmals als eigenständiges Unternehmen wird auch der Generikaspezialist Sandoz Zahlen abliefern.

Stimmungsdaten aus der Wirtschaft und US-Wirtschaftswachstum

Robuste Wirtschaftsdaten könnten den Aktienmärkten ebenfalls auf die Beine helfen. Wie es um die deutsche Verbraucherstimmung im November bestellt sein wird, prognostizieren die Konsumforscher der GfK auf Basis ihrer aktuellen Umfrage am Dienstag.

Die ebenfalls an diesem Tag anstehenden Einkaufsmanagerindizes für die Schweiz und den Euroraum dürften der Hoffnung auf eine baldige Belebung der Konjunktur allerdings einen weiteren Dämpfer verpassen.

Am Mittwoch folgt das Ifo-Institut mit dem Geschäftsklimaindex für Oktober. Zuletzt hatte sich die Stimmung in den Chefetagen etwas verschlechtert. «Immerhin dürfte die deutsche Konjunktur nun nahe an ihrem Tiefpunkt angekommen sein», fassen die Helaba-Strategen zusammen.

Aus den USA werden am Donnerstag Daten zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal erwartet. Trotz der stark gestiegenen Leitzinsen in den USA dürfte die Wirtschaft im Sommer ihr Wachstumstempo erhöht haben. Von Reuters befragte Experten erwarten ein Plus beim BIP von aufs Jahr hochgerechnet 4,1 Prozent.

(cash/Reuters)